Auf Reisen, und auf einem Zwischenseminar

Der erste Term in der Schule endete eine Woche vor Weihnachten mit Klausuren, auch in den beiden Fächern, die ich unterrichte. Nachdem ich meine beiden Stapel Arbeiten einigermaßen erfolgreich korrigiert hatte, begann mit den Schulferien auch mein Urlaub, und ich machte mich auf den Weg quer durch Ghana.

Die letzten Tage vor Weihnachten habe ich mit Lucia, Joas und Maggi, die für ein Jahr bei Kumasi leben und arbeiten, in Ada Foah verbracht. Das ist ein kleiner Ort an der Küste östlich von Accra, gar nicht mehr weit weg von der Grenze nach Togo. Nicht weit von dort, wo wir übernachtet haben, mündet der riesige Voltafluss in den Atlantik, und das Voltadelta haben wir uns auch bei einem sehr schönen Ausflug angeguckt. Nach diesem kurzen Trip an die Küste durfte ich Weihnachten mit den drei Anderen in ihrer Einsatzstelle verbringen, und das war auf jeden Fall ein richtig schönes Erlebnis. Trotz fehlendem Christbaum hatten wir riesigen Spaß beim Palme-Schmücken und dann am 25. beim großen Fest inklusive leckerem Essen und ghanaischem Tanznachmittag.

Am 26. Dezember kamen dann meine und Lucias Mutter gemeinsam am Flughafen in Accra an, um zwei Wochen in Ghana zu verbringen, auf diesen Besuch habe ich mich schon im Voraus sehr gefreut. Die erste Woche verbrachten wir mit Lucia und ihrer Mutter zusammen an der Küste. Nach einem Tag in Accra ging es zuerst Richtung Cape Coast, wo wir in einem Hotel direkt neben einem kleinen Fischerdorf übernachtet haben. Beim Tagesausflug nach Cape Coast haben wir uns das Castle angeguckt, das ehemalige Sklavenfort aus der Kolonialzeit, das heute zum Museum umgebaut ist. Die Führung durch das Castle war gleichermaßen interessant wie auch sehr bedrückend. Es ist unvorstellbar, zu sehen, was sich damals nicht nur in Ghana, sondern in vielen Ländern Afrikas abgespielt hat. Für jeden, der nach Ghana kommt, ist das meiner Meinung nach ein Pflichtbesuch.

Nach dieser Station ging es weiter Richtung Westen.

Wenn man weiß wo man hinmuss, findet man in Ghana wunderschöne, paradiesische Traumstrände.

Und genau an so einem haben wir gemeinsam ein paar Tage über Neujahr verbracht (wer 1 paar swaggy pics sehen will, kann jakobyi auf Instagram folgen). Nur noch knapp 50 Kilometer von der Elfenbeinküste entfernt waren wir in der von einem deutschen Ehepaar geführten Anlage „Ankobra Beach“ untergebracht. Der Sandstrand dort lässt nichts zu wünschen übrig und sowohl ich als auch meine Mutter haben die Zeit zum chillen und runterkommen sehr genossen.

Einen Vormittag haben wir außerdem zusammen einen Ausflug auf dem namengebenden „Ankobra River“ unternommen. Auf einem kleinen, landestypischen Kanu sind wir mit unserem ghanaischen Guide den Fluss entlang gepaddelt. Umgeben von Dschungel und Mangrovenwäldern, die nur dort wachsen, wo ein Fluss ins Meer fließt, war dieser Trip ein einzigartiges Erlebnis.

Nach dieser Woche an der Küste Ghanas ging es dann ab zurück nach Hause, ins ferne Nalerigu. Diese anstrengende Reise, die länger als 24 Stunden gebraucht hat, hat meine Mutter sehr gut mitgemacht, und das ist keineswegs selbstverständlich als „Ghana-Neuling“. Meinen ganz großen Respekt dafür nochmal an dich, Mama! Nach der überstandenen Fahrt quer durchs ganze Land durfte meine Mutter dann auch endlich meine Gastfamilie kennenlernen. Und die hat sie toll empfangen und gleich als „Mama Feli“ in die Familie eingeführt, so gab es dann für eine Woche Feli und Mama Feli in Nalerigu.

In den nächsten Tagen hat meine Mutter dann sowohl das Feeding Center als auch die Schule kennengelernt und ich durfte sie allen Leuten vorstellen. Sie wurde von allen freundlich aufgenommen und konnte in der Woche glaube ich sehr viele schöne Eindrücke aus Ghana mitnehmen und einen interessanten Einblick in meinen Alltag gewinnen.

In den bin ich nach dem Besuch von meiner Mutter und fast einmonatiger Pause von der Arbeit auch schnell wieder reingekommen, und ich merke immer wieder, wie gut es mir hier im Norden Ghanas gefällt.

Knapp zweieinhalb Wochen später ging es aber schon wieder nach Kumasi, und zwar zum Zwischenseminar, was für jeden weltwärts-Freiwilligen Pflicht ist. Das heißt für eine Woche waren wir mit insgesamt 25 Freiwilligen am Diskutieren, Erfahrungen austauschen und Reflektieren. Organisiert wurde das ganze von volute e.V., einem Verein der sich auf die Veranstaltung solcher Seminare spezialisiert hat. Die anderen Freiwilligen waren wie ich und Feli hauptsächlich von kleineren Organisationen und obwohl sich die Leute alle gegenseitig vorher nicht gekannt haben, waren wir während den sieben Seminartagen echt ne richtig nicynice Gruppe.

Drei Leute kamen sogar aus anderen Ländern in Westafrika, und zwar aus Benin, Burkina Faso und Nigeria. So ist zum Beispiel mein Zimmerkollege Max für ein Jahr in Benin, und dazu als Erster an seiner Einsatzstelle und auch noch ohne Mittfreiwillige, dafür habe ich wirklich riesigen Respekt! Es war ziemlich nice, für eine Woche mal wieder nur deutsch zu sprechen und dazu auch noch ein paar freshe Dudes kennenzulernen (Gruß vor allem an Lois, Carsten und Max!), und außerdem mit einem ziemlich coolen Typ namens Alex chilln.

In dieser einen Woche Seminar habe ich nochmal sehr viel für meine restliche Zeit in Ghana mitgenommen, wir haben uns über einige sehr interessante Themen ausgetauscht und diskutiert.

An dieser Stelle möchte ich auch noch etwas zu meinem Blog sagen. Alles, was ich hier schreibe und von meiner Zeit erzähle, gibt nur meine persönliche Meinung wieder. Es geht um meine eigenen Erfahrungen und Erlebnisse, meine subjektive Sicht kann kein komplettes Bild von Ghana und der Kultur hier widerspiegeln.

Ich sage das so deutlich, weil ein großes Thema beim Seminar auch „rassismuskritische Betrachtung eines Freiwilligendienstes“ war, und uns dabei aufgefallen ist, dass man zum Beispiel auch beim Blog schreiben manche Dinge vielleicht versehentlich so darstellt, dass bei Lesern in Deutschland ein falsches Bild eines Landes oder einer Kultur entstehen könnte.

Ich kann es kaum glauben dass ich jetzt schon mehr als sieben Monate in Ghana bin, die Zeit vergeht unglaublich schnell und ich glaube, der Rest des Jahres wird sogar noch schneller vergehen. Schon jetzt habe ich so viele Eindrücke mitgenommen, die ich nicht vergessen werde und die mich auf jeden Fall auch positiv weiterbringen werden.

Auch mein Abi, jedenfalls das schriftliche, ist jetzt bald schon ein Jahr her. Das heißt, das bald die Nächsten in diesen „Genuss“ kommen, und auf die Vorbereitung dahin wünsche ich allen ganz viel Erfolg und vor allem: Lasst euch nicht zu sehr stressen von dem ganzen Schulzeug!

Ganz liebe Grüße geht auch an meine ganze Familie und an alle nicen Menschen, die ab und zu an mich denken, ich freue mich drauf euch alle wiederzusehen! Außerdem hiermit eine Erinnerung an alle, die noch in Ghana vorbeischauen wollen: Denkt an das Visum!

Und jetzt noch was ganz anderes: Jeder, der mich kennt, weiß dass ich gerne deutschen Rap höre und dem probiere ich auch hier weiter nachzugehen, über Youtube, Facebook und Co..

Ein Album, was ich hier schon oft gehört habe und sehr heftig finde, ist das neue Teil von einem Frankfurter Rapper namens Credibil. Wen es interessiert, der sollte auf jeden Fall mal in „Renæssance“ reinhören.

Und wer k1 Mula hat, muss sich das flye Mixtape „Aurora“ von Lgoony und Crack Ignaz gönnen, sheeesh.

Viele Grüße aus dem heißen Nalerigu,

Jakob aka JJJ

2 Gedanken zu “Auf Reisen, und auf einem Zwischenseminar

  1. Es ist 02:32 und ich denke mir seit 15 minuten „okk, noch ein blogeintrag, dann geh ich pennen.“ Freue mich auf deine nächsten Einträge!

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