Mittlerweile bin ich schon länger als elf Monate im Ghana und habe nicht einmal mehr drei Wochen hier in Nalerigu, mein einjähriger Freiwilligendienst geht unvermeidlich immer schneller dem Ende zu. Auch in den vergangenen vier Monaten ist nochmal einiges passiert.
Am ersten Märzwochenende war in Ghana das „Independence-Weekend“. Jedes Jahr am sechsten März wird in Ghana nämlich die Unabhängigkeit gefeiert, und dieser „Independece Day“ wird im ganzen Land groß zelebriert. Auch in den kleineren Orten kommen alle Menschen auf einem zentralen Platz zusammen und es gibt eine große Feier, vor allem aber wird gemeinsam marschiert. Schon mehrere Wochen früher wird von der Grundschule an bis hoch zur Senior Highschool überall für diesen Tag geübt, und oft wird dann am 6. März, dem Unabhängigkeitstag, der beste Marsch prämiert. Dieser Preis stellt eine große Ehre für die Schüler dar und deswegen wird auch schon so früh und fleißig für diesen Anlass trainiert.
Leider habe ich nicht mitbekommen wie dieser Tag in Nalerigu gefeiert wurde, weil ich an eben jenem Wochenende in Busua war. Das ist ein kleines Fischerdorf an der Westküste Ghanas mit einem wunderschönen Sandstrand, in meinen Augen ein (bisher noch) unbekanntes Urlaubsparadies. Und genau dort fand über das Independence-Weekend das „Asabaako“ statt, ein Musikfestival mit verschiedenen Workshops direkt am Strand. An drei Tagen gibt es viele Angebote im ganzen Dorf und es wird sowohl westliche als auch afrikanische Musik gespielt.
Das nice Wochenende dort habe ich gemeinsam mit Feli und den anderen Freiwilligen vom Zwischenseminar verbracht, und die unglaublich lange, anstrengende Fahrt von ganz oben aus der „Northern Region“ bis runter nach Busua an den Strand hat sich auf jeden Fall gelohnt. Obwohl das Festival an sich gar nicht so der Upturn war, weil die Musik echt nicht so mein Geschmack war und auch allgemein nicht so abgefeiert wurde, war das Wochenende übertrieben gut. Zusammen mit anderen Freiwilligen in so einer coolen Gruppe an so nem schönen Plätzchen ein Wochenende zu verbringen, das kann nur gut werden (Shoutout an lois und carsten, scuuuur!). Weil das Asabaako („Asabaako“ heißt wörtlich übersetzt übrigens „gut tanzen“) war, hat man auf der Straße auch gefühlt mehr Weiße getroffen als Einheimische, aber normalerweise ist der Ort eher ruhig und man trifft nicht zu viele andere Freiwillige oder Touristen. Das Schöne ist auch, das man hier wie eigentlich in ganz Ghana ziemlich kostengünstig übernachten kann, und leckeres Essen findet man auch überall im Dorf. So kann man für wenig Mula in Busua richtig schön Strandurlaub machen (was ich mit der Tübinger Crew auch nochmal getan habe, dazu später mehr).
Am Sonntag sind wir gemeinsam in den nächstgrößeren Ort gefahren, um uns dort ein bisschen das Spektakel zum Unabhängigkeitstag anzuschauen. Leider waren wir zu spät dran und haben die „marching-competition“ verpasst, wir konnten nur noch die Siegerehrung und den anschließenden Freudentanz der Schüler miterleben. Am selben Tag gab es es zum Abschluss des Festivals noch die „Jungle-Party“, die in der Nacht etwas außerhalb von Busua tatsächlich mitten im Dschungel stattfand. Die Location war echt gut hergerichtet und es wurden zu diesem Anlass extra Künstler aus verschiedenen Ländern aus der ganzen Welt eingeladen. Trotzdem war wie schon an den Tagen zuvor die Stimmung nicht gerade am Überkochen, weil die Musik nicht so beim Publikum ankam. Dazu kam, dass irgendwann gegen zwölf Uhr der Strom ausgefallen ist und es stockdunkel war, diese Tatsache hat die Veranstaltung auch nicht wirklich besser gemacht („That is Ghana for you!“). Trotzdem hat sich der Ausflug wie schon gesagt voll ausgezahlt (auch weil ich in der letzten Nacht nach der Party zusammen mit den anderen Goons noch einen Yeti gesichtet habe, der einen Turban getragen und sonderbare Geräusche von sich gegeben hat).
Nach diesem erlebnisreichen Wochenende in Busua und einer Übernachtung in Kumasi auf dem Rückweg ging es dann wieder zurück nach Hause ins eindeutig beschaulichere Nalerigu. Aber auch hier ist immer was los: Neben der Arbeit im Feeding Center und in der Schule habe ich mittlerweile viele gute Freunde gefunden, mit denen ich meine Freizeit verbringe (especially my brothers James, Ebenezer and Azizi). Entweder bleibe ich nach meinem Unterricht noch etwas länger an der Schule und unterhalte mich mit den anderen Lehrern oder ich besuche meine muslimischen Freunde, die im Dorf Fahrräder und „Motobikes“ reparieren. Weil deren„Werkstatt“ unter einem riesigen Baum ist, befindet sich der der Platz den ganzen Tag im Schatten und selbst in der „hot season“ konnte ich es dort immer gut aushalten. Ich genieße es sehr, nach einer anstrengenden Schulstunde dort ein bisschen Zeit zu verbringen und mich mit meinen Kumpels zu unterhalten. Dadurch, dass ich aus einer völlig anderen Kultur komme, finden sich auch immer wieder interessante Gesprächsthemen und wir können uns über alles Mögliche austauschen. Danach ist es meistens auch schon Zeit fürs Feeding Center, wo ich gemeinsam mit Feli dann zwei bis drei Stunden mit den Waisenkindern verbringe, bis es dunkel wird. Dieser Teil meiner Arbeit als Freiwilliger hat mir über das Jahr auch immer noch mehr Spaß gemacht, weil ich mittlerweile jedes Kind genau kenne und andersherum die ganzen Strolche mich auch. Hier mal ein paar Eindrücke von dort.
Ende März folgte dann mit Ostern für die vielen Christen in Nalerigu das nächste große Ereignis. Erst Recht hier, wo der Glauben eine große Rolle im Leben der Menschen einnimmt und auch im Alltag sehr gelebt wird. Am Ostersamstag bin ich aus diesem Anlass zusammen mit Feli, unseren Mentoren und den anderen Hospital-Freiwilligen nach Nakpanduri gefahren. Dieser Ort liegt ungefähr 45 Minuten von Nalerigu entfernt, gar nicht mehr weit weg von der der Grenze nach Togo. Dorthin wurden wir von Denise eingeladen, einer älteren Frau aus den USA. Die lebt dort seit dem Tod ihres Mannes nun schon einige Jahre allein und hilft weiterhin den Menschen aus der Stadt, ob durch medizinische Unterstützung oder Beratung bei sonstigen Problemen. Jedenfalls führt sie auch die Tradition weiter, jedes Jahr zu Ostern die Missionare und Freiwilligen vom Baptist Medical Centre zu sich nach Hause einzuladen. Dort haben wir also gemeinsam einen unterhaltsamen Nachmittag verbracht und zu Abend gegessen.
Am Ostersonntag ging es dann zum „Assemblies of God-worship“.
Pastor Joseph, der auch das Feeding Center gegründet hat, ist dabei der Pfarrer für die „Assemblies of God“-Kirche in Nalerigu. Zum Ostergottesdienst wurden dabei sogar alle anderen Niederlassungen dieser Kirche aus den Dörfern in der Umgebung zum gemeinsamen Feiern eingeladen. Weil deswegen auch mehrere Hundert Menschen zusammenkamen, fand der Gottesdienst nicht wie sonst im Kirchengebäude statt, sondern in der riesigen Versammlungshalle der örtlichen „Senior High School“. Dabei wurde wie immer viel getanzt und gesungen, und die verschiedenen Pfarrer durften alle ein Wort an die Menschenmenge richten. Nach diesem beeindruckendem Erlebnis habe ich mich wie so oft noch zu meinen muslimischen Kumpels gesetzt, für die Ostern logischerweise keine Bedeutung hat und die auch an diesem Sonntag ganz normal ihrer Arbeit nachgegangen sind. Dort genieße ich übrigens auch ganz oft „Bisap“, ein lokales Getränk, das unter anderem auch die Mutter von meinem besten Freund dort oft zubereitet. Die Hauptzutat von „Bisap“ sind Hibiskusblüten, die zusammen mit Zucker, Ingwer und verschiedenen anderen Gewürzen gekocht werden. Am Ende entsteht ein rotes Getränk, das man gut gekühlt mit etwas Ice wirklich nice sippen kann.
Zwei Wochen später waren wir dann für ein Wochenende in Damongo, dort hin sind es von Nalerigu aus ca. 5-6 Stunden, wo wir die beiden Freiwilligen Svenja und Felix besucht haben. Die beiden sind auch für ein Jahr über „weltwärts“ in Ghana und leben mit ihrer Gastfamilie in Damongo. Aus dieser Stadt kommt übrigens der Präsident John Mahama, der noch mindestens bis zu den Wahlen Ende November dieses Amt innehat. Deswegen ist die Straße nach Damongo auch die beste in ganz Ghana, sogar mit Solarlaternen als Beleuchtung. Jedenfalls ging es für einen Tag von Damongo aus auch in den „Mole National Park“, inklusive exklusivem Fahrservice von Felix. Dieser Ausflug in den Nationalpark war sein Geld definitiv wert.
Gleich um sieben Uhr morgens ging es auf Jeep-Safari, zusammen mit zwei anderen Volunteers aus England. Schon nach ein paar Minuten hatten wir das Glück, einen Elefanten zu sehen, der direkt ein paar Meter vor uns sein Frühstück zu sich genommen hat. Glücklicherweise sind wir auch ein paar Minuten vor einer riesigen Gruppe ghanaischer Studenten losgefahren, von deren Lärm der Elefant offensichtlich eher genervt war und sich dementsprechend schnell auch verzogen hat. Ein bisschen später konnten wir in der Nähe zweier großer Wasserlöcher noch einen weiteren Elefanten beobachten, nach einigen hundert Metern Weiterfahrt sogar eine kleine Herde von 6-8 Tieren, die mit Nachwuchs unterwegs waren.
Außerdem waren überall im Park Warzenschweine unterwegs, und ein paar Antilopen und Affen haben wir auch zu Gesicht bekommen. Wir hatten mit unserer Safari wirklich großes Glück, weil es genauso gut passieren kann, dass man nicht einen einzigen Elefanten zu sehen bekommt; allerdings waren wir auch noch kurz vor Beginn der „raining season“ in der „dry season“ dort. In dieser Zeit des Jahres ist die Wahrscheinlichkeit, viele Tiere zu Gesicht zu bekommen, eindeutig höher als in der Regenzeit. Der Grund dafür ist ganz einfach, dass die verschiedenen Bewohner des Parks während der Regen fällt überall Wasser finden, während sie in der Trockenzeit zu den Wasserlöchern kommen müssen, um zu trinken. Außerdem ist ohne Regen die Landschaft überschaubarer, weil nicht überall Bäume und andere Pflanzen in voller Blüte stehen, sondern die meisten noch kahl sind und allerhöchstens ein paar Gewächse am Boden zu sehen sind.
Nach dieser erlebnisreichen Fahrt mit dem Jeep und einem verspäteten Frühstück im Mole-Hotel haben wir den Nachmittag gemeinsam mit den beiden Engländern noch entspannt am Pool verbracht, und die sind ein sehr seltener Luxus in Ghana, den wir umso mehr genossen haben. Schließlich wurden wir wieder sogar wieder direkt im Park abgeholt, diesmal war Svenja für den Service verantwortlich. Zurück in Damongo wurden wir dann von der Gastmutter unserer beiden Freunde mit einem besonderen Abendessen überrascht: Es gab frisches Putenschnitzel, und frisch heißt dass der Truthahn morgens noch topfit in seinem Käfig herumgelaufen ist. Die nette Frau hat uns erklärt, dass sie die Zubereitung dieses Gerichts bei einem Besuch in der Schweiz gelernt hat, dies hat sie uns dann freundlicherweise auch direkt bewiesen (und es war wirklich sehr lecker!). Sowieso wurden wir von der ganzen Gastfamilie sehr freundlich empfangen und durften übers Wochenende ganz selbstverständlich im Haus übernachten und essen.
Am selben Abend wurde uns dann von Svenja und Felix noch der Markt in der Stadt gezeigt und wir haben zusammen ein bisschen „Pito“ getrunken. Das ist der lokale Alkohol, der überall im Norden des Landes aus „guinea corn“ gebraut wird. Aus den Körnern dieser „maisähnlichen“ Pflanze wird der Pito hergestellt, je nach Zubereitungsprozess hat das Getränk einen unterschiedlich hohen Alkoholgehalt. Der Geschmack von Pito würde ich am ehesten als warmen Sekt beschreiben. Das klingt jetzt wahrscheinlich nach einem ziemlich ungenießbaren Gesöff, aber eigentlich schmeckt das Zeug ganz lecker. Anschließend ging es noch in die Stadt in eine lokale Bar, von der wir dann nach einem witzigen Abend sogar noch von ein paar netten Gestalten nach Hause gefahren wurden. Danke an dieser Stelle auch nochmal an Felix, Svenja und ihre Gastfamilie, dass ich in Damongo ein so schönes Wochenende verbringen durfte.
Die Rückfahrt nach Nalerigu war ziemlich langwierig, weil ich unglücklicherweise genau auf der erwähnten Straße von Damongo in Richtung Tamale in einem unglaublich langsamen Trotro saß. So ungefähr müsste man sich fühlen, wenn man in einem Traktor die Autobahn entlangcruisen würde. Zurück in meinem Dorf haben dann zum zweiten Mal die „End-of-Term“- Exams auf mich gewartet, weil der mittlere Teil des Schuljahres Ende April auch schon wieder zu Ende ging. Dieses Mal durfte ich meine Arbeiten zum Glück selbst anfertigen und sie wurden nicht wie beim letzten Mal vorgefertigt aus Accra an die Schule geschickt. Dadurch waren sowohl meine Schüler als auch ich zufriedener mit den Ergebnissen, nd das Korrigieren gestaltete sich leichter als bei den „Exams“ des letzten Terms. Mit dem Abschluss dieser Korrekturen endete dann auch der zweite Term und ich war ready für meinen zweiten Urlaub in Ghana.
Für die Geographen unter euch kann eine Karte zur besseren Orientierung bei all dem Hin- und Her sicher nicht schaden, Nalerigu ist rot markiert.
Schon vor Beginn der Ferien freute ich mich sehr auf die Zeit, weil gleich vier meiner Freunde aus Tübingen ihren Besuch angekündigt hatten: Leo, Malin, Nadine und Max. Leo kam dabei schon an, als ich noch fleißig an der Schule aktiv war, und verbrachte die erste Woche seines Urlaubs zusammen mit Lucia im Süden Ghanas. Als ich dann frei hatte, ging es also erst einmal von Nalerigu über Tamale in die „Ashanti Region“ nach Kumasi . Dort traf ich die beiden und Lucias Mitfreiwillige Maggi und Joas in Sarpeh, wo ich ja auch schon früher zu Besuch war.
Nach einer Übernachtung bei den drei im Dorf, wo ich mich wie schon zuvor sehr willkommen gefühlt habe, ging es zusammen mit Lucia, Leo und Maggi nach Akosombo. Dieses kleine Städtchen liegt direkt am südlichen Ausläufer des riesigen Voltasee, der mehr als zehn Prozent der Fläche Ghanas ausmacht. Unser Ziel war Akosombo, weil vom dortigen Hafen jede Woche eine Fähre über den gesamten See bis hoch in den Norden nach Yeji fährt. Vor der Abfahrt dieses Schiffes hatten wir aber noch zwei Tage, die wir vor Ort in einem kleinen Hotel verbracht haben.
Gleich am ersten Abend haben wir eine kleine Wanderung zu einer Brücke unternommen, die etwas außerhalb von Akosombo den Volta-Fluß überquert. Dort haben wir in einer nächtlichen Aktion versucht, die Höhe der Brücke zu berechnen und waren dabei nicht so ganz erfolgreich (und vor allem hat Nils seine Physikerkollegen eiskalt im Stich gelassen!). Außerdem konnten wir von der Brücke aus eine kleine Insel sehen und waren uns darin einig, dass diese genauso aussieht wie die Insel aus der bekannten Krombacher-Werbung. Leider mussten wir am ein paar Stunden später bei Tageslicht feststellen, dass wir uns wohl eher getäuscht hatten, weil auf der Krombacher Insel damals keine Palmen zu sehen waren.
Trotz der falschen Vermutung war das Plätzchen direkt am Fluss sehr schön. Nach einer lustigen Begegnung mit einem Ghanaer, der uns einen höchst interessanten Vortrag über Mangos gehalten hat, sind wir dann am Spätnachmittag noch zu einem Restaurant in der Nähe weitergewandert. Dort konnten wir ein delicious Abendessen mit einer wunderbaren Aussicht über den See genießen.
Am nächsten Tag haben wir uns dann morgens erfolgreich die Tickets für die Fähre gekauft, und nachdem wir uns in der Stadt noch mit meinem Lieblingsgericht Fufu gestärkt und mit ausreichend Proviant eingedeckt hatten, ging am frühen Abend die Fahrt über den „Lake Volta“ los. Dem offiziellem Zeitplan nach braucht die Fähre eineinhalb Tage von Akosombo nach Yeji, wir sollten also am nächsten Tag in der Nacht ankommen. Als Feli allerdings im Dezember über den See gefahren ist, hat es etwas länger als drei Tage gebraucht, bis die Strecke andersherum von Norden nach Süden geschafft war. Zu dieser Zeit wurden auf dem Boot aber auch unglaubliche Mengen der Yam-Wurzel transportiert, wie Feli uns im Voraus erklärt hatte, und die Fähre legte auch mitten in der Nacht oft mehrere Stunden im irgendwo im Nirgendwo an, damit die Mitreisenden den Yam ab- und aufladen konnten. Bei uns dagegen waren zwar viele Menschen auf dem Boot, aber das Deck war nicht gerade voll beladen, und so sollten wir planmäßig gegen elf Uhr nachts am darauffolgenden Tag den Hafen in Yeji erreichen.
Für die Zeit auf dem Boot hatten wir unsere eigene kleine Kabine gebucht (inklusive Klimaanlage!) und haben abwechselnd in den zwei Betten oder draußen auf Deck geschlafen. Von dort aus hatte man auch einen weitläufigen Ausblick über den See und die hügelige Umgebung der „Volta Region“, vor allem die Sonnenunter- und Aufgänge waren wunderschön zu beobachten. Weil es außerdem keine hellen Lichter im näheren Umkreis des Schiffes gab, konnte man nachts auch einen beeindruckenden Sternenhimmel erleben. Tagsüber haben wir die Zeit vor allem mit Kartenspielen oder Essen verbracht und ab und zu ging es für einen Besuch in die Steuerkabine, wo wir uns gut mit dem Kapitän und seiner Crew unterhalten haben.
Obwohl gleich am ersten Abend mein Handtuch über Bord gegangen ist (danke an dieser Stelle Leo für den Ersatz) und der Kapitän manchmal eine etwas „aufdringliche Art“ hatte, war die Fahrt ein sehr spaßiges Erlebnis und hat sich definitiv gelohnt. Als wir dann wie erwähnt in der Nacht an unserem Zielort anlegten, ging es mit dem „Motoking“ ins nächstbeste Hotel.
Am nächsten Morgen war unser Ziel, möglichst weit Richtung Hohoe zu kommen und auf dem Weg in Bimbila Feli aufzugabeln, die von dort aus eine kleine Etappe mitreisen wollte. Dort kamen wir allerdings erst nachmittags an, und selbst zu diesem Zeitpunkt war Feli auch noch nicht da. Die Wartezeit haben wir damit verbracht, einen Freund von mir zu treffen, der mit seiner Familie in Bimbila lebt. Baba kenne ich durch meine Gastmutter Baby, er kommt aus ihrer Familie und wenn er von seinem Job im Krankenhaus mal freihat, ist er meistens zusammen mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn in Nalerigu zu Besuch. Er hatte uns in der Zwischenzeit netterweise auch erklärt, wie wir am schnellsten nach Hohoe kommen, das war von Bimbila aus nämlich gar nicht so einfach und man musste immer noch an mehreren Stationen umsteigen.
Nachdem Feli dannam Abend zu uns gestoßen war, haben wir es aber tatsächlich noch in derselben Nacht gegen 2 Uhr nach Hohoe geschafft. Auf der letzten Fahrtetappe dorthin hat der gute Leonard bei einem typisch riskanten Trotro-Überholmanöver zwar fast einen Herzinfarkt bekommen, aber sonst haben wir die nächtliche Reise echt gut überstanden. Mitten in der Nacht in Hohoe angekommen, mussten wir erst einmal irgendeinen armen Taxifahrer aufwecken, der uns dann ins nächstgelegene Guesthouse brachte.
Unser Plan für den nächsten Tag war, die „Wli Waterfalls“ etwas außerhalb der Stadt zu besuchen. Leider fing es morgens noch in Hohoe an zu regnen, das hielt uns aber nicht davon ab, ein Taxi nach Wli zu nehmen. Schon auf der Fahrt dorthin hatten wir unseren Spaß, weil der superwitzige „driver“ uns seine Deutschkenntnisse präsentierte. Die bestanden hauptsächlich aus demSatz „Wie geht es Ihnen?“ und dem umso wichtigeren Wort „Scheiße!“. Im Dorf angekommen, das direkt am Wasserfall liegt, gab es erst einmal ein verspätetes Frühstück. Das haben wir in der wunderschönen Waterfall Lodge zu uns genommen, mit Blick auf den vom Dschungel umgebenen Wasserfall. Die von einem deutschen Ehepaar geführte Anlage ist unbedingt einen Besuch wert, wer in der „Volta Region“ unterwegs ist, sollte auf jeden Fall mal dort vorbeischauen. Nach diesem entspannten Frühstück haben wir uns gemeinsam auf den Weg zur Touristen-Rezeption gemacht, wo man sich über die Wasserfälle informieren kann und eine Eintrittsgebühr zahlt, wenn man die geführte Wanderung mitmacht.
Die „Wli Falls“ bestehen aus zwei großen Wasserfällen. Der untere ist ganz einfach mit etwas Laufen zu erreichen, um zum oberen Fall zu gelangen muss man dagegen etwa eineinhalb Stunden einen steilen Berg hochkraxeln. Die Frau an der Rezeption riet uns davon ab, die Wanderung zum oberen Wasserfall zu machen: Einerseits weil wir etwas spät dran waren, vor allem aber weil es ja geregnet hatte. Auch unser Guide sah zu Beginn nicht so begeistert aus, aber wir hatten uns vorgenommen, auch den zweiten Fall zu sehen. Nachdem wir also etwas Wasser und Kekse als Wegproviant gekauft und außerdem versichert hatten, dass wir den Weg auf uns nehmen wollen und den An- und Abstieg schaffen werden, ging die Tour los. Weil wir so spät losgelaufen waren, ging es direkt hoch zum oberen Wasserfall. Und unser Guide hatte tatsächlich nicht übertrieben, der Weg durch den Dschungel nach oben war wirklich sehr schweißtreibend. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, weil nach dem Regen am Vormittag die Luftfeuchtigkeit besonders hoch war. Die Anstrengung hat sich aber auf jeden Fall gelohnt: Der obere Fall formt vor dem Weiterfließen nach unten einen Pool, so konnten wir nach dem erfolgreichen Anstieg und dem damit verbundenen Schweißbad das kühle Wasserbad am Ziel umso mehr genießen.
Nachdem wir denselben Marsch zurück genausoverfolgreich gemeistert hatten, schauten wir uns noch den unteren Wasserfall an, und dazu gab es frisch gepflückte Mangos zu snacken. Wie man an den Bildern vielleicht erkennen kann, sind die Wasserfälle ein wirklich sehr beeindruckendes Naturschauspiel, und im Nachhinein waren wir uns trotz aller Erschöpfung einig, dass sich der Ausflug nach Wli voll gelohnt hat. Nach einem leckeren Abendessen im Wasserfall-Dorf ging es also wieder zurück nach Hohoe ins Guesthouse.
Der Taxifahrer war diesmal nicht so lustig wie der auf der Hinfahrt, sondern sogar richtig sauer. Beim Reden über den Preis hatten wir verstanden, er wolle drei Cedi pro Person.Beim Ankommen in der Stadt beteuerte er aber, „ten for each person“ gesagt zu haben, und die wollten wir ihm natürlich nicht zahlen. Nach einigem Diskutieren gab er sich dann doch mit den drei Cedi für jeden von uns zufrieden und wir waren uns auch im Anschluss alle einig, dass er von Anfang an von diesem Preis gesprochen hatte.
Am darauffolgenden Tag war unser Ziel die „district capital“ der Volta Region, der ehemalig deutsche Verwaltungsstützpunkt Ho. Ho liegt nämlich so nah an der Grenze zu Togo, dass die Stadt zu Kolonialzeiten Teil dieses Staates war und nicht zu Ghana gehört hat. So hatte uns der „Scheiße!“-Taxifahrer vom Vortag erklärt, dass auch die Umgebung um Hohoe früher „togo-land“ war.
Auf dem Weg nach Ho machten wir aber vorher einen Zwischenstopp in einem kleinen Dorf namens „Tafi-Atome“, wo es ein „Monkey Sanctuary“ zu besichtigen gibt. Das bedeutet konkret, dass in der Umgebung und im Ort selbst Affen unter Schutz stehen und nicht gejagt werden dürfen. Jeden Morgen und jeden Abend rennen die kleinen Affen durchs ganze Dorf, aber auch sonst findet man sie überall in der Umgebung. Nachdem wir dort angekommen waren und den Eintritt bezahlt hatten, wurden wir von einer Frau durch die Gegend geführt, und jeder von uns hatte eine Banane in der Hand. Während die Frau unsere Fragen beantwortete und einiges über die Tiere erzählte, lockte sie gleichzeitig für uns und eine weitere Touristenfamilie die Äffchen an. Aus einem unerklärlichen Grund wollten die aber nur die Bananen von der Familie futtern und rührten unsere nicht an. Dieses unlösbare Dilemma ging so weit, dass wir irgendwann unsere Bananen frustriert in den Dschungel geworfen oder sie einfach direkt selber verspeist haben. Wir vermuten deswegen auch, dass eher die komischen Weißen oft ein lustiges Spektakel für die Affen sind und nicht so sehr die Tiere für uns. (Bilder folgen hier noch!)
Nach diesem eher so halb erfolgreichen Ausflug ins „Monkey Sanctuary“ ging es also weiter nach Ho, wo wir am späten Nachmittag in einem zentral gelegenen Hotel ankamen. Dort verbrachten wir einen unterhaltsamen Abend auf der Dachterrasse mit einem Typ namens Alex, den wir vor Ort getroffen haben und der einige witzige Storys zu erzählen hatte. Vom „rooftop“ aus hatten wir außerdem eine tolle Aussicht über Ho und konnten einen festlichen Umzug beobachten, der aus irgendeinem Grund mit lauter Musik durch die nähere Umgebung gezogen ist.
Am nächsten Tag war unser Ziel der Flughafen in Accra, weil an diesem Abend unsere weltreisenden Freunde Malin und Nadine aus Marokko ankommen sollten. Von Ho aus ging es also für mich, Lucia und Leo Richtung Hauptstadt. Maggi und Feli dagegen fuhren gemeinsam nach Sarpeh, wo Maggi ja wie erwähnt wohnt und auch Feli wollte gerne noch ein paar Tage in dem Dorf nahe Kumasi verbringen. Bevor wir uns abends zum Flughafen aufmachten, verbrachte ich mit Leo und Luca noch ein paar Stunden in der „Accra Mall“, einem riesigen Einkaufscenter. Nirgendwo anders in Ghana werden einem die Kontraste dieses Landes so krass vor Augen geführt wie bei einem Gang durch eine der wenigen Malls.
Wenn ich beim Umherlaufen in einem solchen Gebäudekomplex an das Leben in Nalerigu denke, ist schwer zu glauben, dass ich mich wirklich noch im selben Land befinde. Während in „meinem Dorf“ die meisten der Kinder nicht einmal eine Vorstellung davon haben, was ein Supermarkt ist oder wie er von innen aussieht, sind die Leute in der Mall wahrscheinlich gerade auf dem Weg ins Kino oder gehen Markenklamotten shoppen. Aber auch andersherum haben die meisten der Menschen, denen man an so einem Ort begegnen würde, vermutlich keine Ahnung wie das Leben in einem typischen Dorf im Norden Ghanas aussieht.
Nach diesen eindrücklichen Stunden im Einkaufscenter warteten wir also am Flughafen auf die Ankunft von Malin und Nadine. Die beiden kamen mit minimaler Verspätung dann auch heil dort an und wir konnten zusammen zu unserer Unterkunft fahren. Am nächsten Morgen allerdings trennte ich mich fürs Erste direkt wieder von den Anderen. Die vier fuhren weiter nach Cape Coast, während ich bis zur Ankunft von Max zwei Tage später die Zeit in Ashaiman verbringen wollte. Diese Stadt liegt circa eine Stunde von Accra entfernt und dort verbringen drei andere Freiwillige, die ich auf dem Zwischenseminar kennengelernt habe, ihr weltwärts-Jahr. Bei Carsten, Hannah und Claudi konnte ich für die zwei Nächte im Gästezimmer übernachten. Die drei leben dort gemeinsam in einer Wohnung und arbeiten, ähnlich wie ich, zusammen mit Kindern. Neben einem Ausflug in eines der zwei Center, in denen sie die Kids unter anderem unterrichten und ihnen bei den Hausaufgaben helfen, habe ich vor allem gemeinsam mit den anderen deren freien Tag (der erste Mai ist auch in Ghana ein nationaler Feiertag) in ihrer Wohnung verbracht. Dabei waren wir vor allem mit Essen und Musik hören (danke an Carsten für die nicynice Mucke) beschäftigt.
Am dritten Mai habe ich den Abend dann erneut am Flughafen verbracht, um auf Max zu warten. Der kam dann mit ordentlicher Verspätung doch noch irgendwann an und wir verbrachten die Nacht im „Salvation Army“-Guesthouse, wo ich auch schon mit den anderen Besuchern aus Tübingen im Schlafsaal übernachtet hatte. Am folgenden Tag durfte „ghana-newcomer“ Max direkt mal eine fünfstündige Fahrt im Trotro genießen, weil unser Ziel ein gutes Stück entfernt in der „Western Region“ lag: das altbekannte Fischerdorf Busua. Die Fahrt hat Max sehr gut mitgemacht, und in Busua angekommen trafen wir wieder auf Leo, Lucia, Malin und Nadine.
Außerdem waren auch noch Joas mit seiner Kamera (der macht richtig gute Bilder!) und Loïs am Start. Dieser Boi ist ein weiterer Freiwilliger, den ich auf dem Zwischenseminar kennengelernt habe. Weil wir beide so einen guten Musikgeschmack teilen („I’m a thirsty man“) haben wir uns schon während der Seminarwoche in Kumasi sehr gut verstanden, alleine deswegen musste Loïs beim Upturn am Strand dabei sein. Übernachtet haben wir alle gemeinsam in der „Scorpion Lodge“, die malerisch eingebettet zwischen Lagune und Dschungel direkt am Strand liegt. Diese Unterkunft kann ich zu hundert Prozent weiterempfehlen, wenn es dich nach Busua verschlägt, dann verbringe hier deine Zeit. Neben sauberen, gut eingerichteten Zimmern gibt es leckeres Essen und eine nice Strandbar. Die Getränke lassen sich dann chillig auf den bequemen Sofas oder in einer Hängematten sippen.
Jedenfalls waren wir für ungefähr vier Tage dort und ich habe die Zeit an diesem paradiesischen Platz genauso wie die anderen sehr genossen (wie kann man sich nur so hart gönnen?)
Unter anderem waren wir in Busua Surfen, und auch wenn die Wellen ziemlich harmlos waren, hat das sehr großen Spaß gemacht. Nach einer Einführung von unserem Surflehrer auf dem Trockenen waren wir alle noch zwei Stunden wavy im Wasser unterwegs und durften unsere Fähigkeiten auf dem Board mehr oder weniger erfolgreich zur Schau stellen.Außerdem war ich einen Vormittag mit Max zusammen Jetski fahren, und auch sonst haben wir die meiste Zeit am Strand und im Meer verbracht.
Eine weitere Hauptbeschäftigung von uns war natürlich die Nahrungsaufnahme. Überall in Busua findet man „delicious food“ in den vielen „Chop Bars“, und einen Abend durften wir sogar Hammerhai genießen. Einer der vielen „fishermen“ hat uns auf die Nachfrage, was er in seinem Restaurant anbietet, folgendes erklärt: Einer seiner Freunde hatte beim Fischen den „hammerhead“ als Beifang mit ans Festland gebracht. Wir bestellten uns alle gemeinsam drei Portionen davon und kamen so in den Genuss dieses außergewöhnlichen Fisches (es hat tatsächlich nicht schlecht geschmeckt). Die krassen Bilder von unserem Aufenthalt in „Busua-Paradise“ hat übrigens fast alle der talentierte Joas geschossen, danke nochmal an dieser Stelle und Shoutout an dich! Leider musste uns Leo schon zwei Tage früher verlassen, weil seine Zeit schon viel zu schnell wieder vorbei war und er den Heimflug antreten musste. Mir hat der Urlaub mit dem alten Strolch auf jeden Fall richtig Spaß gemacht und ich bin mir sicher, auch Leo hat seine Ferien in Ghana sehr gut zur Entspannung nutzen können.
Alle Abende in Busua waren sehr unterhaltsam, aber der letzte ganz besonders. Im Raum neben uns waren nämlich andere deutsche Freiwillige, und am Abend vor unserer Abreise gesellte sich einer von deren Gruppe zu uns. Der gute Jeremy-Pascal (Name geändert) war noch nicht einmal volljährig, hatte sich aber spontan dazu entschlossen, drei Monate in Ghana zu verbringen. Diese Idee kam daher, dass er für die Schule noch ein Praktikum ablegen musste, und deswegen ist er dann für diesen Zeitraum als Freiwilliger in Accra gelandet. Aufgrund dieser anderen persönlichen Motivation und weil er seine Erfahrungen in der Hauptstadt gemacht hat, war es sehr interessant zu sehen, wie sich sein Bild von Ghana von den unseren Eindrücken unterschieden hat. Sowieso war Jeremy-Pascal ein ganz besonderer Typ und hatte auch ziemlich lustige Stories aus Deutschland zu erzählen (unter anderem ging es um Kassenbons und Shishas).
Nach diesem Erlebnis ging es am nächsten Morgen für die Tübinger, also für Lucia, Nadine, Malin, Max und mich, in die „Escape Eco Lodge“. Joas ist dagegen nach Sarpeh gefahren und Loïs ist wieder zurück nach Komenda. Das ist ein Fischerdorf nicht weit weg von Cape Coast, wo er mit vier anderen Freiwilligen sein Jahr verbringt.
Unser Ziel dagegen lag noch weiter im Westen, die Escape Lodge befindet sich am „Cape Three Points“. Dieser Küstenabschnitt markiert den südlichsten Teil Ghanas und im gleichnamigen Dorf gibt es einen Leuchtturm, der von den Briten errichtet wurde und für die Schiffe den Weg zu den großen Häfen in Takoradi und Accra anzeigt. Aber zuerst zur abseits gelegenen Eco Lodge, die wir nach einer längeren Taxifahrt von Busua aus erst am späten Abend erreichten. Schon im Voraus hatten wir über die Anlage von anderen Freiwilligen nur Positives gehört, und beim nächsten Tageslicht konnten wir diesen Berichten nur zustimmen. Die Lodge wurde direkt am Meer errichtet und ist wunderschön am einsamen, weitläufigen Sandstrand gelegen. Die aus Bambus gebauten Unterkünfte liegen über ein etwas größeres Areal verteilt und sind alle von immergrünem Dschungel umgeben. Mittendrin befindet sich ein Restaurant, in dem sehr leckere und ausgefallene Gerichte serviert werden und direkt daneben gibt es eine sehr bequem eingerichtete Bar. Dort kann man unter anderem viele verschiedene Sorten „Akpeteshie“ probieren. Dieser Schnaps wird vor allem im Süden Ghanas überall gebrannt, unter anderem eben direkt vor Ort in der Lodge. Außerdem kann man sich unter anderem Surfbretter leihen oder tischkickern (Nils und Tim, ihr habt gefehlt!) und Billard spielen („Guter Queue!“). Für uns als Freiwillige war die Unterkunft und das Essen in der Lodge zwar einigermaßen teuer, aber gemessen an europäischen Verhältnissen kann man hier immer noch ziemlich günstig Urlaub machen, und eine Reise an diesen entlegenen Platz lohnt sich!
Am folgenden Tag haben wir dann einen Ausflug ins nicht weit weg entfernte Dörfchen „Cape Three Points“ unternommen und den Leuchtturm dort besichtigt. Von dort hatte man eine beeindruckende Aussicht über die Küste und das Umland. Uns wurde auch erklärt, dass der Leuchtturm zurzeit kaputt und gar nicht in Betrieb ist, weil Ersatzteile zur Reparatur erst einmal aus Übersee nach Ghana verschifft werden müssen.
Ansonsten hat es uns völlig gereicht, die schöne Umgebung der Lodge zu genießen und ab und zu einen Abstecher ins Meer zu machen. Die letzte der drei Nächte vor Ort verbrachten wir alle gemeinsam unter freien Himmel und übernachteten auf einem Bambus-Hochstand. Von dort hatte man, wie schon von der Fähre aus, einen großartigen Blick auf den Sternenhimmel.
Am frühen Morgen hieß es dann Abschied nehmen von diesem versteckten Urlaubsparadies und mit dem Trotro ging es zurück in die nächstgrößere Stadt Takoradi. Von dort aus bin ich mit Max weiter nach Cape Coast gefahren, während die drei Mädels nach Kumasi sind, weil Nadine und Malin sich sehr gerne noch Lucias Dorf ansehen wollten.
In Cape Coast haben wir uns erneut mit Loïs getroffen. Ich wollte unbedingt, dass Max diese Stadt noch sieht und vor allem dass er das ehemalige Sklavenfort „Cape Coast Castle“, das heute ein Museum ist, besucht. Am ersten Abend sind wir zu einer Party in der Stadt gegangen, auf der Bob Marleys Todestag gefeiert wurde. Weil sehr viele Rastafari in Cape Coast leben, ist Bob Marley sehr bekannt und deswegen fand auch diese Veranstaltung statt. Dort hat Max einen sehr coolen Typen namens Brooklyn aufgegabelt, der in Cape Coast lebt und seinen „hairdressser-shop“ hat. Die weiteren zwei Tage haben wir damit verbracht, entweder am Strand in einer Bambushütte die Atmosphäre dieser einzigartigen Stadt zu genießen oder mit Brooklyn und musikalischer Begleitung durch die 187 Strassenbande durch Cape Coast zu strolchen (die Musik fand Brooklyn sogar so toll, dass er die „Liebe zur Zahl“ jetzt auf seinem Hals verewigt hat). Max hat sich am letzten Tag auch noch das Castle angeguckt, diese Tour durfte er allerdings ohne mich machen, weil ich ja schon im Dezember mit meiner Mutter dort war. Übernachtet haben wir während unserem Aufenthalt im Baobab Guesthouse. Dort arbeiten auch Freiwillige aus Deutschland (Lulu, dein Jahr wird gut!), außerdem gibt es einen sehr netten Shop und ein kleines Restaurant.
Nach diesem Abstecher in die Stadt, in der übrigens sogar schon Barack Obama zu Besuch war, ging es wieder weg von der Küste, ab in Richtung Norden. Unser Ziel war Sarpeh bei Kumasi, weil wir dem Dorf einen Besuch abstatten und Malin und Nadine verabschieden wollten. Für die beiden ging es von Kumasi zurück nach Accra an den Flughafen: Der nächste Stopp der Weltreisenden war Kenia. An dieser Stelle muss ich wie bei auch schon bei Leo sagen: Der Urlaub mit euch war einfach richtig nice! Ihr habt alle Trotrofahrten gut mitgemacht und seid auch sonst auf die vielen neuen Situationen voll klargekommen, es hat mega Spaß gemacht euch das Land und die Kultur hier ein bisschen näherzubringen. Ihr habt ja auch schon bestätigt, dass es euch genauso gut gefallen hat und ich wünsche euch für den Rest eurer Reise, dass es so erlebnisreich weitergeht (und ich freue mich auf eure Rückkehr nach Tübingen, dann wird wieder gemeinsam „hart gegönnt“).
Nach der Verabschiedung von den zwei sind wir noch weiter durch Kumasi gewandert, zum unglaublich großen Central Market. Ich war ja jetzt schon öfter dort, aber diese Masse an Menschen und Verkaufsständen ist jedes Mal aufs Neue beeindruckend (und stressig, man hält es kaum länger als zwei bis drei Stunden auf dem Markt aus).
Am folgenden Tag bin ich dann zusammen mit Max endlich wieder nach Hause gefahren, ins gute alte Nalerigu.
Zuvor allerdings habe ich mich noch von all den tollen, gastfreundlichen Menschen in Sarpeh verabschiedet. Weil ich während meines Jahrs hier auch dreimal zu Besuch war, haben mich die Kids vom Waisenhaus (wo Lucia, Maggi und Joas arbeiten) genauer kennengelernt und ich habe mich gleichzeitig mit den Leuten vor Ort angefreundet. Während ich die drei „german volunteers“ sicher in Tübingen wieder treffen werde, ist der Abschied von den „locals“ dagegen(vorerst einmal) ein endgültiges „Bye-Bye“. In dieser Situation musste ich auch schon etwas wehleidig an die immer näher kommende Abreise aus Nalerigu und das damit verbundene „Auf Wiedersehen!“ denken.
Aber noch ist es ja nicht soweit und erst einmal ging es ja wie erwähnt von Sarpeh nach Hause, und zwar mit dem Trotro über Nacht. Nach über 12 anstrengenden Stunden Fahrt sind wir dann auch irgendwann erschöpft angekommen und ich und Max wurden (wie immer) sehr herzlich von meiner Gastmutter und meinen Gastgeschwistern begrüßt. Ich habe in den drei Wochen, in denen ich unterwegs war, manchmal auch gemerkt, wie ich Nalerigu und die Menschen dort vermisse und war froh, endlich wieder zurück zu sein.
Die nächsten zwei Wochen bis zu Max‘ Heimflug nach Deutschland haben wir also in Nalerigu verbracht. Dabei habe ich Max alle meine Freunde vorgestellt und er hat mich zur Schule und zum Feeding Center begleitet. So konnte er sich ganz gut anschauen, was ich hier so treibe. Außerdem haben wir zusammen mit zwei meiner Kumpels einen kleinen Ausflug zum „Gambaga Escarpment“ außerhalb der Stadt gemacht, von dort hat man einen großartigen Blick über die gesamte umliegende Landschaft und Max konnte auch sehen, wie die Menschen rund um Nalerigu „farmen“. Mich freut auch sehr, dass er einen guten Einblick in den so unterschiedlichen Norden und Süden des Landes gewinnen konnte, meiner Meinung nach lässt sich erst so das facettenreiche Ghana wahrnehmen.Auch Max hat seine vier Wochen in Ghana glaube ich ziemlich genießen können und ich fand’s auf jeden Fall richtig fly, mit dir hier upzuturnen (back in T-Town geht’s weiter!).
Nach dem Abflug von Max war dann der letzte Monat in Nalerigu für mich angebrochen, und immer öfter sprechen mich auch meine Schüler oder andere Freunde darauf an, dass meine Zeit hier ja bald zu Ende ist und meine Tage gezählt sind: „You can count your days now!“, diesen Satz bekomme ich viel zu oft gesagt.
Letztes Wochenende habe ich gemeinsam mit einem älteren Doktor aus den USA, der schon seine Kindheit in Nalerigu verbracht hatte, und zwei tschechischen Freiwilligen vom Hospital nochmal einen Ausflug nach Nakpanduri unternommen. Diesmal ging es aber nicht nur zu unserer alten Bekannten Denise, sondern wir haben auch eine kleine Wanderung zum einem Felshang gemacht, der schon vor Nalerigu seinen Ursprung hat und sich bis Nakpanduri zieht. Von dort oben hat man einen atemberaubenden Blick über das Land und wir konnten bis nach Togo sehen.
Im Anschluss statteten wir dann auch noch Denise und ihrem „kleinen Zoo“ einen Besuch ab. Sie lebt nämlich eigentlich gar nicht alleine, sondern hält in ihrem Haus und drumherum viele verschiedene Tiere: Tauben, Enten, Hühner, einen Affen und vor allem sehr viele Esel. Unter anderem hat sie uns ihren dreibeinigen Esel gezeigt und diesen Patient dann direkt noch mit dem Doktor aus den Staaten verarztet.

Jetzt habt ihr also sehr ausführlich lesen können, was ich in der ewigen Zeitspanne seit dem letzten Update so gemacht habe. Genau deswegen wurde dieser Eintrag auch so lange, ich hoffe diese exakte Chronik meiner Reisen quer durch dieses „great country“ hat euch nicht gelangweilt. Den Titel habe ich übrigens gewählt, weil ich immer wieder in ein bestimmtes, ähnliches Gespräch mit verschiedenen Menschen verwickelt werde: Die Ghanaer können manchmal nicht glauben, dass ich freiwillig für ein Jahr Deutschland verlassen habe, um in Ghana zu leben. Der Frage, wie es mir denn so gefällt, entgegne ich dann immer ungefähr mit dieser Antwort: „I like it! Ghana is a great country!“ Und diese Aussage meine ich auch zu hundert Prozent genauso. Auch wenn Ghana genau wie jedes Land auf dieser Welt Probleme hat, ist Ghana für mich auf jeden Fall ein „great country“.
„This is Ghana for you!“, diesen Satz bekommt man als Ausländer hier ganz oft zu hören. Egal, ob man von irgendetwas genervt ist oder in einer Situation seine Freude zeigt, die Menschen sagen einfach: Das ist Ghana für dich, in diesem Moment erlebst du „unser Land“! Weil dieser Satz für mich irgendwie meine Erlebnisse hier widerspiegelt und ganz besonders zu diesem Eintrag passt, findeter sich auch im Titel wieder.
Wie heimisch ich mich in Nalerigu fühle, hat mir auch eine „Dorf-Führung“ mit den beiden Tschechen letzte Woche mal wieder gezeigt. Während die beiden an jeder Ecke stehen geblieben sind und Fragen gestellt haben, bin ich durch die Gegend gelaufen, habe auf dem Weg meine Schüler oder Freunde gegrüßt und ihnen erklärt, wer die zwei anderen „white men“ sind. Was für mich mittlerweile alltägliche Situationen sind, war für die beiden ein aufregendes Fotomotiv und eine komplett neue Erfahrung.
In den wenigen Tagen, die mir noch in meinem Dorf bleiben, will ich vor allem möglichst viel Zeit mit meinen Freunden verbringen. Für die Kids im Feeding Center planen wir gerade eine Abschiedsparty, und auch in der Schule will ich meine zwei Klassen noch mit irgendeiner besonderen Aktion überraschen.
Momentan bin ich mit den Gedanken schon ganz oft in Deutschland und bei dem, was mich dort so erwartet. Ich freue mich unglaublich darauf meine Familie wieder zu sehen, meine Freunde wieder zu treffen (besonders mit den Dorfkindern Erdbeeren pflücken zu gehen) und bin natürlich auch gespannt darauf, was sich in dem Jahr meiner Abwesenheit in Tübingen so geändert hat. Gleichzeitig bin ich zurzeit ja unbestreitbar noch in Nalerigu. Dieser Ort und das ganze Land sind mir über die zwölf Monate wirklich sehr ans Herz gewachsen und ich will gar nicht daran denken, wie schwer der Abschied werden wird. Vor allem, weil es ein Auseinandergehen auf unbestimmte Zeit ist. Jedenfalls vorerst, das „I’ll be back!“ zu meinen Freunden hier ist nämlich auch genauso gemeint, irgendwann werde ich sicher wieder nach Ghana zurückkehren.
Vor dem Heimflug nach Stuttgart werde ich gemeinsam mit Feli noch zwei Tage in Accra bei Susanne und Vincent verbringen, wie wir es auch schon nach unserer Ankunft vor einem Jahr getan haben (danke jetzt schon für diese Gastfreundschaft!). Ich denke, das ist ein ganz guter Übergang vom Abschied aus Nalerigu zur Rückkehr nach Tübingen. Außerdem hoffe ich, dass sich das Wetter in T-Town noch ändert, was ich von hier so mitbekomme klingt nämlich nicht gerade nach Sommer. Meine „Wohlfühltemperatur“ liegt mittlerweile bei ungefähr dreißig Grad, also wäre ein bisschen mehr Sonne durchaus angebracht.
An dieser Stelle wünsche ich auch noch allen anderen evivo-Freiwilligen besonders schöne letzte Wochen in Peru, Panama und Ecuador (ich freue mich jetzt schon aufs Rückkehrseminar!).
Zu guter Letzt bekommt ihr wie im letzten Eintrag wieder exklusive Musiktipps von mir. Neben der wie schon erwähnten musikalischen Begleitung durch die 187er (die auch ihr neues Album rausgebracht haben) waren in letzter Zeit vor allem noch zwei weitere Kunstwerke meine Favoriten.
Einmal die Soulfruits EP von Beatproduzent Ghanaian Stallion, die Instrumentals von dem Teil laufen momentan in Dauerschleife. Einfach mal reinhören und wer’s mag auf iTunes kaufen. Wer sich das nicht leisten kann oder k1 Mula ausgeben will, kann mit El Camino trotzdem upturnen. Dieser Harry Quintana rappt einfach so ultra lässig, den Typen kann man nur feiern.
Natürlich geht mein superber Musikgeschmack noch viel weiter, aber ich bin ja bald zurück in Tübingen und und dann auch wieder persönlich für Empfehlungen verfügbar.
Und bevor ichs vergesse, der beste in Deutschland zurzeit ist natürlich mein Brudi Kredo, der gestern ein neues Video hochgeladen hat und schon bald noch mehr von sich hören lässt.
Also auf keinen Fall verpassen und seine Facebookpage liken!
Das wars dann (auch schon) an Geschichten aus Ghana und dieser Roman war ebenso mein letztes Update von hier aus.
Ich bin voller Vorfreude und kann es kaum erwarten, euch alle wieder zu sehen,
euer Jakob aka Birke
Ein sehr toller Eintrag!
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Super interessant zu lesen!
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ein nicer eintrag! shoutout fürs shoutout. ich kann deine erzählungen zum urlaub nur bestätigen! dieser urlaub war in der tat sehr killa. gruß aus komenda burrr
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Nice, du wirst bestimmt die lokalen Schokohörnchen vermissen.
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